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Mittwoch, Dezember 26, 2012

Wir alle und die DDR

Peter Schmidt in der ZEIT: Eine Gesellschaft könnte nach dem Motto "Alles ist erlaubt, was nicht verboten ist" kaum existieren. Ein nachdrücklicher Gedanke, der auf was alle Bereiche des Gemeinwesen zutrifft!

Ob "Der Turm" oder "Wir wolten aufs Meer" - diese guten Stoffe und Filme kann ich kaum mit Westdeutschen bereden - ich habe den Eindruck, dass vielen die jüngere DDR-Geschichte ziemlich egal und ewiggestrig ist - es reichen so schlimme Parodien wie "Sonnenallee", "Good bye Lenin" oder "NVA" (wann war Leander Haußmann eigentlich mal Theatermann?!). Und warum auch nicht könnte man leichthin sagen, wenn man schon immer Recht hatte und nichts hinterfragen muss.

Sei's drum - über Weihnachten besuchen wir die Ausstellung "Heimatkunde" (übrigens ein Unterrichtsfach in der DDR - ähnlich wie Naturkunde) - der Greifswalder Fotograf Robert Conrad hat den Zustand der Altstadt in den 1980-iger Jahren dokumentiert. Man erfährt etwas über das Experiment Reko-Gebiet: In den Städten Bernau, Gotha und Greifswald wurden versuchsweise in den Altstädten großflächig alte, dem Zerfall preisgegebene Häuser mit moderner Plattenbauweise rekonstruiert.

»Das Buch leistet einen wertvollen Beitrag zur politischen Bildung. Es widmet sich zwei voneinander nicht zu trennenden Themen, die exemplarisch für das Leben in der DDR wenige Jahre vor ihrem Zusammenbruch stehen. Einerseits geht es um den systematisch herbeigeführten Verfall und den folgenden unwiderruflichen Flächenabriss großer Teile des historisch gewachsenen Zentrums der alten Hansestadt Greifswald. Zum anderen geht es um das unangepasste Leben und die durchaus mutigen Versuche künstlerischer Äußerungen von Jugendlichen in der Universitätsstadt. Den besonderen Reiz dieses Rückblicks machen die künstlerisch beeindruckenden Fotografien Robert Conrads aus.«

– Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung

Der NDR hat hier einige Fotos zusammengestellt: Wenn man sich vergegenwärtigt, das diese Bilder aus den 1985-1989 stammen, dann kann man das heute kaum fassen - auch dieses Album zeigt sehr schön den Kontrast 1993-2003.

Es gab mehrere Gründe dafür: Statt ehemalige Villen mit Platz für wenige aufwendig zu restaurieren schaffte man durch industrielle, extensive Plattenbauten auf der grüne Wiese (z.B. "Schönwalde I und II") Platz für viele: Greifswald hatte auch durch die Erweiterung des KKW "Bruno Leuschner" eine progrostizierte Einwohnerzahl von 100.000 bis zum Jahr 2000; 1990 waren es ca 80.000, heute sind es noch ca. 55.000. Daher war die "Platte" durchaus gesellschaftlicher Konsens, denn sie war als moderner und bezahlbarer Wohnraum begehrt; Fernheizung+Vollbad integriert.
Auf der anderen Seite fehlten das Wissen, Handwerk und Geld für die komplizierte, teurer Restaurierung der Altstädte.

Und auch dies gibts leider in HGW: Rechtsextreme Schmierereien am Side-Grill - man beachte das Hakenkreuz beim "K" und das Herzchen auf dem Nazi....

Erstellt von tixus um 1:12 AM Kategorien: Gesellschaft
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