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Joris Luyendijk (Buch "Wie im echten Leben") beschreibt in der taz die Unmöglichkeit objektiven Journalismus' (mirror), die Färbung der Berichterstattung allein schon durch Sprache bzw. Vokabeln, aber auch Mittel zum mündigen Umgang mit Medien:
Es ist ein asymmetrisches Vokabular. Für die wichtigsten Dinge gibt es keine unparteiischen Begriffe. Wenn etwa die Haltung des syrischen Präsidenten den Interessen des Westens widerspricht, dann sagt man, er sei "antiwestlich". Von einen US-Präsidenten heißt es dagegen nie, er sei "antiarabisch" oder "antiiranisch". "Anti" heißt: Er hasst uns. Wenn nicht, ist er gemäßigt. Ich bin kein Neonazi. Aber nennt man mich darum einen "gemäßigten Europäer"? Doch ein Muslim, der kein Dschihadist ist, wird als "gemäßigter Muslim" bezeichnet. Das impliziert, dass er als Extremist geboren wurde, aber diesen Extremismus hat er zum Glück gemildert.
Und er beschreibt auch, wie die Nachrichtenbeschaffung in fremden Welten leider oft aussieht:
taz: Herr Luyendijk, als Sie Korrespondent für die arabische Welt
wurden: Was hat Sie anfangs am meisten überrascht?
Joris
Luyendijk: Dass die Mehrheit der Auslandskorrespondenten kein Arabisch
spricht! Ob man nun die New York Times, Newsweek oder die Süddeutsche
Zeitung nimmt - selbst der berühmte britische Journalist Robert Fisk
spricht kein Arabisch.
... wenn man ankommt, braucht man vor Ort
einen Dolmetscher und einen "Fixer", der einem die Termine "fixt" - das
ist jemand, der einem in Gaza-Stadt eine Witwe organisiert, die bei
einem israelischen Angriff ihren Mann verloren hat. So ein Fixer hat
meist ein ganzes Portefeuille solcher Kontakte parat, aus denen ich dann
auswählen kann. Der gleiche Fixer arbeitet auch für die New York Times,
die BBC und die Süddeutsche Zeitung.
Aber ich glaube, wir müssen offener mit den Problemen umgehen und dem Publikum klarer machen, dass wir nur eine Version der Wahrheit abbilden. Aber ist das Publikum wirklich bereit, das zu hören? Dass wir vielleicht von unserer eigenen Regierung manipuliert werden? Ich glaube, viele Leute schalten die Nachrichten ein, um zu hören, dass ihre Regierung letztendlich recht hat.