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Freitag, November 20, 2009

Europathologie

Dabei kann einem doch wirklich schlecht werden:

Natürlich ist das für Tony Blair persönlich nicht sehr schön, aber ich finde, die Staats- und Regierungschefs wollten jemand, der eigentlich eine Koordinationsrolle erfüllt und nicht mehr. Und in Herrn Van Rompuy, jemand, der in EU-Kreisen relativ unbekannt ist, scheinen wir jemand gefunden zu haben, der die notwendige Weisheit und Stille dafür hat, nicht gegen Frau Merkel oder Sarkozy oder Blair zu arbeiten, aber wirklich für Europa etwas zu bringen.

Wenn man hört, dass der neue Ratspräsident. "leise und weise" genug ist, den amtierenden Regierungschefs nicht die Show zu stehlen, kann man schon wütend werden über diese Art des Proporzes und die bewusste Auswahl eines Nobodys, der bloß nicht den eigenen Glanz überstrahlt. Und es wird deutlich finde ich, wie wenig sie selbst im Grunde von einem einheitlichen Europa halten - widerlich. Bleibt zu hoffen, dass er wie viele andere in ihrem Amt unterschätzte Platzhalter zunehmend Selbstbewusstsein und Relevanz entwickelt - für Europa!

Die Zeit sieht es ähnlich:

Es ist kein Zufall, dass sich der EU-Gipfel bei der Besetzung der neuen europäischen Spitzenämter ausgerechnet auf zwei Politiker geeinigt hat, die in der Europapolitik noch wenig von sich reden machten. Gefangen im Parteien- und Geschlechterproporz, bemüht um den Ausgleich zwischen großen und kleinen EU-Staaten, fanden Angela Merkel, Nicolas Sarkozy, Gordon Brown und die übrigen europäischen Staatenlenker eine Lösung, die niemandem weh tut, vor allem ihnen selbst nicht. Sie sind die wahren Entscheider in der EU – und wollen es auch bleiben.So haben sie mit Bedacht zwei Führungsfiguren ausgesucht, die von Brüssel aus wohl kaum den Konflikt mit den EU-Hauptstädten suchen werden. Der belgische Ministerpräsident Van Rompuy hat sich zwar zu Recht im eigenen Land den Ruf eines effizienten Kompromisseschmieds erworben. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass er demnächst den Staats- und Regierungschefs die Brüsseler Agenda bei den Gipfeltreffen vorschreiben kann.

Und man weiss auch wieder: Wenn man von den Falschen gelobt wird, ist was faul:

Frankreichs Präsident Sarkozy nannte die Wahl des Belgiers Van Rompuy zum ständigen Ratspräsidenten eine ausgezeichnete Entscheidung.

Erstellt von tixus um 8:26 PM Kategorien:
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