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Mittwoch, März 03, 2010

Keine Spione wie wir

Krank sein hat sein Gutes, ich schaue die Festplatte runter und entdecke eine arte-Sendung "War Games" über einen Spion im Kalten Krieg: Oberst Ryszard Kuklinski. Ich denke nicht, dass er der "berühmteste" war, aber sicher der wichtigste in einer sehr angespannten Zeit. Die Russen hatten eine konventionelle Übermacht, die sie in zwei strategischen Staffeln durch Europa bis an die Biskaya peitschen wollten. Polen und die DDR wären dabei nur Treibstofflager und letztlich atomares Schlachtfeld gewesen. Kuklinski hat das erkannt:

Doch als er begriff, dass Polen im Fall eines bewaffneten Konfliktes zwischen NATO und Warschauer Pakt der Hauptleidtragende gewesen wäre, kontaktierte er die Amerikaner, so seine Darstellung der Geschehnisse. Ohne diese Kontaktaufnahme mit der CIA würde Europa sich heute vielleicht erst mühsam von einer weltweiten Atomkatastrophe erholen.

Ebenso konnte er den Verrat der polnischen Militärführung, die ihre Befehlsgewalt komplett dem Kreml übertragen hatte, nicht ertragen:

Aus dem Buch "Das rote Bündnis" Ch.Links-Verlag , Screenshots GoogleBooks

Ein 1984 im Spiegel erschienender Artikel zum Thema beleuchtet die Frage, ob ein Angriffswille überhaupt bestanden hat und ob ein Angriff erfolgreich gewesen wäre. Das Fazit ist in beiden Fragen ein klares Nein:

Erst wenn man die sowjetischen Divisionen mit denen der nationalen Volksarmeen zusammenfaßt, entsteht ein ungefähres Gleichgewicht an Kampfkraft. Von Überlegenheit kann jedoch keine Rede sein. Die stärkere Ausstattung mit Panzern ist militärisch gesehen kein Vorteil gegen einen reichlich mit Panzerabwehr ausgestatteten Verteidiger wie die Nato.

Nach der Bedrohungsanalyse der Nato folgt der Ersten Strategischen Staffel im Angriff - etwa nach einer Woche - eine zweite. Wenn der Warschauer Pakt mit zwei strategischen Staffeln nacheinander angreift, dann dürfte sich folgendes ergeben: Die erste Staffel wird durch die Nato abgewehrt werden. Die zweite Staffel, die schwächer ist und bereits auf dem Anmarsch bekämpft werden kann, hätte noch geringere Aussichten, gegen die inzwischen eingespielte und vervollständigte Nato-Verteidigung einen Erfolg zu erringen. Der von der Nato erwartete Angriff in zwei Staffeln verletzt einen fundamentalen militärischen Führungsgrundsatz, nämlich alle Kräfte für die Entscheidung zusammenzufassen. Der sowjetische Generalstab dürfte so viel militärisches Urteil besitzen, daß er die Schwäche eines solchen Vorgehens erkennt.

Weiterlesen: Hier ein Buch über ihn, die CIA über ihn.

Traurige Wahrheit ist leider auch in seinem Fall: "Man liebt den Verrat, nicht den Verräter".

Erstellt von tixus um 10:08 PM Kategorien: Film
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