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Die wachsame Linke wird auch immer mal wieder untersucht: Hier die Fahnenflüchtigen und die normalen arabisch-türkisch-stämmigen Fussballfans. Ich kann ja so Thesen wie diesen zustimmen:
Hinter dem autonomen Fahnenklauwettbewerb steht die Ablehnung der Vermischung von Partypatriotismus, Fußball und Nationalismus. "Dass alle jubeln, wenn Özil für Deutschland trifft, nützt dem Migranten, der auf der Straße rassistisch beleidigt wird, herzlich wenig", sagt der Tennis-Borussia-Fan. Im Fußball sei eben auch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, nur weil jetzt migrantischstämmige Jungs in der Nationalmannschaft spielen.
Aber bei solchen Aussagen muss man auch bemerken: Man muss sich nicht mit denen befassen, die beim Özil-Tor jubeln und ihn als Integrationsbeweis feiern, sondern gerade mit denen, die es nicht tun und ihn als "Passdeutschen" oder "Türken, der wat kann" betiteln. Am Ende zeigen die Artikel auch, wie schwierig die Deutschland-Identifikation gerade für Migranten ist, die verwirrt zwischen dem Selbsthass der Einen und dem überbordenden und ausgrenzendem Nationalismus der Anderen ist:
"Aber in dieser Mannschaft spielen auch Özil und Khedira, das sind
doch welche von uns", entgegnet schüchtern Gizem. "Die Deutschen finden
das aber nur so lange gut, wenn die gut spielen"
Bei Mesut Özils
Tor zum 1:0 habe er das Wort "Pass-Deutscher" gehört, das hat ihn
aufgeregt: "Wir leben in der dritten Generation hier und werden trotzdem
als Ausländer behandelt". Darin sind sich alle einig. Genauso wie darin:
Sie wollen von Serdar Tasci, dem zweiten Fußballer im DFB-Kader mit
türkischen Wurzeln, den Satz gehört haben, er sei kein Türke. "Man darf
seine Wurzeln nicht verleugnen", meint Mustafa. Beides - das Bestehen
darauf, keine Fremden zu sein, und der Verweis auf das, was sie
"Wurzeln" nennen - ist für sie kein Widerspruch: "Wir sind halt
Deutschtürken", erläutert Fatih.
"Diesen jungen Leuten
mit den deutsche Fahnen und Trikots geht es doch nur um die Show", keift
der Frisör, der im Gemeinderaum einen kleinen Laden hat.
"Mit
dem Herzen" sei keiner für Deutschland, wie auch die Özils nur aus
Karrieregründen für Deutschland spielten. Einer der Gäste, der
41-jährige Bauarbeiter Hüseyin Vahim, widerspricht: "Meine Töchter
identifizieren sich auch mit Deutschland, sogar ich tue das, obwohl ich
ein Importbräutigam bin", fügt er, das letzte Wort ironisierend, hinzu.