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Sonntag, September 05, 2010

???

Zu manchen Dingen fällt einem schwer ein Titel ein, so schwierig ist der Text, der wahrscheinlich in so sachlicher Form nur in der taz erscheinen kann: Hier etwas aus der schwulen Szene zum Thema "Barebacking" (mirror)

Barebacking Die Entstehung: Barebacking ("ohne Sattel reiten") entstand nach 1996 in den USA mit dem Aufkommen der Kombitherapie, die die Lebenserwartung von HIV-Infizierten deutlich verlängerte. Eine Frage seitdem: Ob und wann müssen überhaupt noch Kondome verwendet werden? Die Ausprägungen: Barebacking kann jede Form von Sex ohne Kondom bedeuten, sowohl zwischen Hetero- als auch Homosexuellen, wie auch zwischen zwei HIV-positiven Partnern. Extremen "Hardcore-Barebackern" geht es auch um den Kick der Infizierung mit HIV. Auch in Deutschland gibt es eine Barebacking-Szene.

Trotzdem gibt es nach der anfänglichen Reaktion "Was für ein Wahnsinn!! Unglaublich" im Artikel verschiedene Denkanstöße, warum manche das riskieren:

Für einige gilt: Je riskanter der Sex, desto schärfer. In den Vereinigten Staaten wird Sicherheit gegenwärtig in allen Lebensbereichen fetischisiert. In einer solchen gesellschaftlichen Situation will man manchmal genau das Gegenteil von Sicherheit.

...interessant, wie Barebacker ein paralleles Verständnis von Verwandtschaft entwickeln. Da geht es um "Befruchten und Züchten", darum, den Virus im Körper anderer Männer zu züchten oder um eine "Bazillen-Bruderschaft". Das Virus eines anderen Mannes in den Körper zu bekommen, bedeutet für diese Männer eine Beziehung, die in gewisser Weise anhaltender oder tiefgehender ist als ein Ehering.

Was hat der passive Sexpartner davon, sich bewusst dem Infektionsrisiko auszusetzen?
Es ist kein Geheimnis, dass Schwule auf Männlichkeit stehen. Eine der Motivationen innerhalb der Bareback-Szene ist, dass es dich männlicher macht, wenn du dich penetrieren lässt. Konventionell gedacht bedeutet Penetration, verweiblicht zu werden. Barebacking kehrt diese hartnäckige Idee um: Von verschiedenen Männern penetriert zu werden, ihr Sperma in sich aufzunehmen, heißt hyper-maskulin zu werden. Mich fasziniert an der Barebacking-Subkultur auch, wie die Penetration von einem Zeichen weiblicher Verletzbarkeit zu einem Symbol maskuliner Stärke macht.

Könnte es sein, dass Barebacker glauben, ihr Sexleben wäre sozusagen "entspannter", sobald sie infiziert sind?
Klar. Barebacking hat vielfältige und widersprüchliche Motivationen. Einer der Gründe kann die paradoxe Idee sein, dass ich mir in dem Moment, wo ich das Virus habe, über eine HIV-Ansteckung keine Sorgen mehr machen muss.

Erstellt von tixus um 3:07 PM Kategorien:
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