« Kulturwoche mit subpolarem Niels F. | Main | Hanover calling »

Sonntag, Dezember 11, 2011

Lesewoche in Ägypten

Wir tauchen ab in eine Liege-Lese-Woche in El-Gouna

   

Bücher:

Auch dieses Jahr schafft es Douglas Coupland in meinen Koffer: "Generation A" ist eine wilde Zukunftsstory - die Bienen sind fast ausgestorben, daher findet keine natürliche Bestäubung bei Bedecksamern mehr statt und typisches Obst wie Äpfel und Birnen sind Luxusgüter.


Am besten gefällt mir die ganze Hassschreibe:

Ich sah mich um, sah die Autos, die Starbucks-Cafes, die Schaufenster, die Menschen im mittleren Alter, die zufrieden und reich aussahen, und dachte: Ich hasse diese Welt.

Ich muss ihm beipflichten: Genauso ergeht es mir in der Mö; mit all diesen Holister-Abercrombie+Fitch+Hilfiger-Zombies, die mit Fantasie-Poloshirts durch die Gegend stratzen...

Dann hörte man einen schweren Wagen kommen ... Er war weiß, eins von diesen protzigen, scheußlichen Teilen, in denen verfettete Amis in ihren Wüsten herumfahren, um sich die Zeit bis zum Tod zu vertreiben.

Ich bin überzeugt, dass Amerikaner nur ein ausländisch klingendes Wort oder einen solchen Namen pro Jahr verarbeiten können. Beispiele aus der Vergangenheit sind Häagen-Dazs, Nadia Comaneci und Al Jazeera.

Das zweite Buch war wieder ein Eschbach: Er ist ein guter Erzähler, weil er es immer wieder Denkanstöße und Zweifel liefert: Wie schon in Ausgebrannt stellt er wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage und argumentiert und mit Wahrscheinlichkeiten: Wenn alle bekannten fossilien Knochenfunde gerade mal auf die Ladefläche eines LKWs passen, wie können wir daraus schliessen, dass wir eine Menge über die Menschheitsgeschichte wissen? Was bleibt von früheren Zivilisationen übrig, was lässt sich aus den Resten schliessen, interpretieren und verstehen wir sie überhaupt richtig? Was wird jemand von einer modernen CD halten, deren Inhalt er nicht entschlüsseln kann? Wieviel unserer Bauwerke wie die St.Pauls Kathedrale, der monströse Burj Dubai oder der Kölner Dom werden noch vorhanden sein und gedeutet werden können?

Ebenso interessant ist die Feststellung, dass viele modere Dinge aus so vielen Halbzeugen bzw. Einzelteilen gefertigt werden, so dass ein Einzelner weder in der Lage ist, den kompletten Prozess zu überblicken geschweige denn das Endprodukt nachzubauen. Man bedenke, was an Teilen bereits nötig ist, um das Sonntagsbrötchen zu liefern: Ein Feld, ein Bauer, eine Mühle, Energie für den Ofen und Transport, Klärwerke fürs Wasser etc.

Es ist auch wieder eine Erzählung ohne Happy End - das ist nicht schlimm, aber die Auflösung enttäuscht wie in "Der Nobelpreis" und "Ausgebrannt". Leider bleibt ein Nachgeschmack, wenn der letzte Bissen bitter war... Den Helden mit seinem Dual-use-Wissen um die Nanotechnologie einfach sterben zu lassen ist zu einfach - ein anderer wird die Forschung mit den bereits bekannten Erkenntnissen fortsetzen, ohne die moralischen Bedenken.

Erstellt von tixus um 6:39 PM Kategorien: Buch
Powered by
Thingamablog 1.1b6