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Montag, April 30, 2012

Gift - alte Worte und neue Funktionen

Wer sich schon immer wie ich gewundert hat, warum das englische "Gift" so wortgleich zum deutschen Gift ist aber so grundlegend anders in der Bedeutung ist, wird hier eines besseren belehrt :

Eine Pejoration (lat. peior: „schlimmer“) ist in der Linguistik der Bedeutungswandel eines Wortes hin zu einem schlechteren Beiklang.

Die beiden Worte sind nicht verschieden, sondern gehen auf den gleichen Wortstamm zurück, Gift wurde dann jedoch pejorativ genutzt

Gift, ursprünglich synonym zu „Gabe“, „Geschenk“ (vergl. Mitgift oder niederländisch bzw. englisch gift) wurde schon im Althochdeutschen (etwa bei Notker) euphemistisch für „tödliche Gabe“ verwendet.

Lustig sind auch andere Wortveränderungen:

Kot, ursprünglich schlicht Synonym zu „Lehm“, „Schmutz“ (vergl. Kotflügel)
Dirne ist ein altes Wort für Mädchen (oberd. Dirndl: auch die Bezeichnung für ein „Trachtenkleid“, ebenso im Niederdeutschen als Deern); Im 19. Jahrhundert wandelte sich der Begriff in seiner Bedeutung hin zu Hure.

Und siehe da, es gibt natürlich auch das Gegenstück, die im Osten wohlbekannte Melioration - häufig als Bewässerung verkürzt, aber im Sinne von Verbesserung des Bodens genutzt. Aber man kann auch in die "Euphemismus-Tretmühle" gelangen:

Die Euphemismus-Tretmühle (engl. euphemism treadmill) ist eine sprachwissenschaftliche Hypothese. Sie besagt, dass jeder Euphemismus irgendwann die negative Konnotation seines Vorgängerausdrucks annehmen wird, solange sich die tatsächlichen Verhältnisse nicht verändern.

Erstellt von tixus um 10:21 PM Kategorien:
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