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Montag, Dezember 17, 2012

Schule usw.

In der Zeit erklärt der Bildungsforscher Wilfried Bos einige Erkenntnisse aus der Iglu-Studie:

Bos: Es gibt dagegen kaum Studien über die Wirksamkeit von Fördermaßnahmen. So gibt es in Deutschland mit seinen 16 Bundesländern sage und schreibe 69 verschiedene Sprachförderprogramme – nur zwei davon wurden auf ihre Wirkung hin untersucht.

ZEIT: Was können wir vom Ausland lernen? Bos: Lassen wir die Ostasiaten einmal außen vor...
ZEIT: Weshalb? Bos: In der konfuzianischen Tradition ist der Gedanke tief verankert, dass den Weg zum Aufstieg nur die Bildung öffnet. Wer etwa in China hoher Beamter werden wollte, musste eine schwierige Staatsprüfung ablegen, da wurde der Adel nicht bevorzugt. Das war schon vor 2.000 Jahren so. Bei uns ist der Gedanke des Aufstiegs durch Bildung erst rund 150 Jahre alt.

Bos: Zudem wissen die meisten Lehrer hierzulande nicht, wie man Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten nutzt, um Schüler gezielt zu fördern.
ZEIT: Kann man von den Lehrern nicht erwarten, dass sie sich das notwendige Wissen selbst aneignen? Bos: Die Lehrerinnen und Lehrer haben genug damit zu tun, den Unterricht vorzubereiten, sich um die Kinder und Eltern zu kümmern. Da sehe ich die Politik schon in der Bringschuld. .... Im Schulwesen hingegen werden laufend Reformen beschlossen, aber es gibt keinen Mechanismus, sie planmäßig in den Schulalltag zu tragen.

ZEIT: Lehrer fordern immer wieder, die Klassen zu verkleinern, um die Schüler besser zu fördern. Bos: Das ist leider die teuerste und wirkungsloseste Maßnahme. ... Die Klassengröße wirkt sich positiv auf die Schülerleistungen erst bei unter 16 Schülern pro Klasse aus, und negative Effekte messen wir ab 35 Schülern pro Klasse. ... Aber die Verkleinerung der Klassenfrequenzen ist wahnsinnig teuer. ... Wenn man dort die Klassenfrequenz etwa von 26 auf 24 Schüler senkte, dann kostete das 600 Millionen Euro pro Jahr!

Bos: Man könnte ... die Klassenfrequenzen moderat erhöhen und stattdessen mehr Speziallehrkräfte bezahlen, die die Schüler gezielt fördern.
ZEIT: Wie könnte das aussehen? Bos: Der Klassenlehrer etwa macht den normalen Unterricht. Die zusätzliche Lehrkraft, die mehrere Klassen betreut, holt mal die fünf schwächsten Schüler zusammen, um sie speziell zu fördern, oder auch die fünf besten, denen sie anspruchsvollere Aufgaben stellt. Für die Lehrer wäre dies eine Entlastung.

Bos: Die Lehrer sind nicht schuld daran. In ihrer Prognose berücksichtigen sie nicht nur die Leistung der Schüler, sondern auch das Umfeld. Ein Arbeiterkind hat nicht unbedingt die nötige Unterstützung in der Familie oder in der Schule, die es braucht, um am Gymnasium zu bestehen. Da entscheiden die Lehrer ganz rational. .... Wichtig wäre es zum Beispiel, mehr Ganztagsgymnasien einzurichten, die ihre Schüler besser betreuen.
ZEIT: Ganztagsschulen führen aber erstaunlicherweise ihre Schüler nicht zu besseren Leistungen. Bos: Das ist deswegen nicht erstaunlich, weil es dort bislang kein zusätzliches Lernangebot gibt. Man hat Milliarden investiert, um Mensagebäude einzurichten, aber kaum einen Cent in zusätzlichen Unterricht oder sinnvolle Ganztagsschulkonzepte.

Einige Zahlen dazu:

  • Mehr Schüler werden mit 5 Jahren eingeschult - 2001 2% 2011 6%
  • Anteil weiblicher Lehrkräfte - 2001 80% 2011 90%
Erstellt von tixus um 12:33 PM Kategorien: Gesellschaft
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