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Samstag, Dezember 08, 2007

Biafra und der sonntägliche Würgereiz beim Frühstücksei

Ja, da sind sie wieder, die Bilder mit schwarzen Kindern und aufgeblähten Hungerbäuchen, die damals das Engagement und Tatkraft weckten.

Was in der Biafrahilfe als Humanitarismus entstand, setzte einen großen fortschrittlichen Gedanken unauslöschlich auf die Tagesordnung der Weltpolitik: Beistand für unmittelbar bedrohte Menschen darf nicht einem Veto der Bedrohenden unterliegen.

Der Artikel beschreibt gut,(mirror) warum Interventionismus eben stark als Einmischung und nicht immer als Befreiung gesehen wird, und warum das Mißstrauen gerechtfertigt ist:

Die Biafrahilfe mit ihren todesmutigen Piloten, die unter Beschuss riskante Hilfsflüge unternahmen, hätte unter den damaligen Umständen nie umgesetzt werden können, wäre sie nicht hinter den Kulissen von der französischen Afrikapolitik gefördert worden, die den Zerfall des mächtigen anglofonen Nigeria als Chance begrüßte, den französischen Einfluss auf dem Kontinent zu erweitern. Das war ein Zwiespalt, der die Doktrin des humanitären Interventionismus bis heute überschattet. Die Art, wie Frankreich 1994 gegen Ende des ruandischen Genozids unter dem Banner des Humanitarismus Soldaten nach Ruanda entsandte, um in Wirklichkeit die Täter des Völkermordes zu schützen und zu evakuieren, war der finstere Tiefpunkt der Instrumentalisierung humanitärer Werte durch skrupellose Machtpolitiker.

Die tragikomische Steigerung europäischer humanitärer Ahnungslosigkeit bezüglich Afrika war diesen Herbst die perfide Kampagne des französischen Hilfswerks Arche de Zoé, das Kinder aus Tschad entführte, um sie nach Frankreich zu bringen und dort als Darfurwaisen dem Adoptionsgeschäft zur Verfügung zu stellen.

Erstellt von tixus um 2:46 PM Kategorien:
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