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"12 heißt: Ich liebe dich" - es beginnt als sehr interessante,
differenzierte Geschichte mit dichten Bildern: Gesichtslose Wärter und
Beamte, beklemmende Verhörsituationen, spürbare Unsicherheit während der
ersten Tage in Haft. Am Ende geht dem Film jedoch die Luft aus: Die
Fragen und Konflikte zwischen Täter Jan und Opfer Bettina (sehr
attraktiv Claudia Michelsen) werden nur angerissen und müssen dem Diktat
des - realen - Happy Ends folgen. Man wünscht es sich als Zuschauer
auch, dass sie nach dem zusammen finden auch zusammen bleiben, aber es
wäre auch verständlich, wenn zu viel dazwischen stehen würde.
Am Beispiel der Leiterin der Gedenkstätte für Stasi-Opfer, in der
Bettina arbeitete, zeigt sich, wie schwierig "Verstehen ohne
Entschuldigen" ist: Als Jan ihr seine Situation früher und heute
beschreibt wirft sie ihm sofort Verharmlosung der Diktatur vor. Dabei
hat er ganz ohne Polemik oder Rechtfertigung oder Beschönigung
beschrieben, wie er sich damals und heute fühlt: "Ich wollte
funktionieren, es allen Recht machen." Dem ist er als Verhörspezialist
genauso gefolgt wie nun als Controller. Das kann man als das Banale des
Bösen bezeichnen, oder es als Indiz dafür nehmen, wie Menschen sich an
bestehende Systeme anpassen. Es ist genau diese Trennung zwischen dem
Leben des Einzelnen und dem System in dem er sich bewegt, die die
Bewertung ausmachen sollte. Das habe ich auch schon mal bei
der DDR-Sehnsucht geschrieben.
Aber man muss sich dieser Einschätzung anschliessen:
Natürlich dürfen sich eine Inhaftierte und ihr Vernehmer in einem
DDR-Gefängnis ineinander verlieben. Sie müssen es dem Zuschauer nur
erklären. Sie müssen ihm zeigen, warum sie nicht anders können. Sie
dürfen nur nicht einfach behaupten: „Ich konnte nichts dagegen machen.“
Eine solche Liebe passiert nicht einfach. Sie muss die Umstände
abbilden, unter denen sie entstanden ist.
Auch wenn sich die
Geschichte so zugetragen hat, was sie ja haben soll, denn die Verfilmung
basiert auf einer wahren Liebe: Der Stasi-Mann hätte sich nicht
fahrlässig der Gefahr ausgesetzt, im Verhörraum minutenlang mit seinem
Opfer zu schnäbeln.
Und eine kleinen Seitenhieb auf die Sprachtümmler gibts auch noch:
Dazu kommen dumme Drehbuchschlenker, nämlich dass Menschen in Dresden im Jahr 1997 „Geht’s noch?“ und „Hallo?!“ sagen (schlimm genug, dass es noch genügend Menschen gibt, die dies im Jahr 2008 tun).