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Samstag, November 07, 2009

Auf die 12

"12 heißt: Ich liebe dich" - es beginnt als sehr interessante, differenzierte Geschichte mit dichten Bildern: Gesichtslose Wärter und Beamte, beklemmende Verhörsituationen, spürbare Unsicherheit während der ersten Tage in Haft. Am Ende geht dem Film jedoch die Luft aus: Die Fragen und Konflikte zwischen Täter Jan und Opfer Bettina (sehr attraktiv Claudia Michelsen) werden nur angerissen und müssen dem Diktat des - realen - Happy Ends folgen. Man wünscht es sich als Zuschauer auch, dass sie nach dem zusammen finden auch zusammen bleiben, aber es wäre auch verständlich, wenn zu viel dazwischen stehen würde.

Am Beispiel der Leiterin der Gedenkstätte für Stasi-Opfer, in der Bettina arbeitete, zeigt sich, wie schwierig "Verstehen ohne Entschuldigen" ist: Als Jan ihr seine Situation früher und heute beschreibt wirft sie ihm sofort Verharmlosung der Diktatur vor. Dabei hat er ganz ohne Polemik oder Rechtfertigung oder Beschönigung beschrieben, wie er sich damals und heute fühlt: "Ich wollte funktionieren, es allen Recht machen." Dem ist er als Verhörspezialist genauso gefolgt wie nun als Controller. Das kann man als das Banale des Bösen bezeichnen, oder es als Indiz dafür nehmen, wie Menschen sich an bestehende Systeme anpassen. Es ist genau diese Trennung zwischen dem Leben des Einzelnen und dem System in dem er sich bewegt, die die Bewertung ausmachen sollte. Das habe ich auch schon mal bei der DDR-Sehnsucht geschrieben.

Aber man muss sich dieser Einschätzung anschliessen:

Natürlich dürfen sich eine Inhaftierte und ihr Vernehmer in einem DDR-Gefängnis ineinander verlieben. Sie müssen es dem Zuschauer nur erklären. Sie müssen ihm zeigen, warum sie nicht anders können. Sie dürfen nur nicht einfach behaupten: „Ich konnte nichts dagegen machen.“ Eine solche Liebe passiert nicht einfach. Sie muss die Umstände abbilden, unter denen sie entstanden ist.
Auch wenn sich die Geschichte so zugetragen hat, was sie ja haben soll, denn die Verfilmung basiert auf einer wahren Liebe: Der Stasi-Mann hätte sich nicht fahrlässig der Gefahr ausgesetzt, im Verhörraum minutenlang mit seinem Opfer zu schnäbeln.

Und eine kleinen Seitenhieb auf die Sprachtümmler gibts auch noch:

Dazu kommen dumme Drehbuchschlenker, nämlich dass Menschen in Dresden im Jahr 1997 „Geht’s noch?“ und „Hallo?!“ sagen (schlimm genug, dass es noch genügend Menschen gibt, die dies im Jahr 2008 tun).

Erstellt von tixus um 1:56 PM Kategorien: Film
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