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Samstag, Oktober 09, 2010

See Paul Graham

Nach Sergey Bratkov schlendere ich mal wieder in die Fotoausstellung der Deichtorhallen: Paul Graham. Von ihm wusste und kannte ich nichts, aber hierher zu kommen ist jedesmal ein schönes Gefühl: Sicher auch eine Art von Konsum, aber eben Denkanstöße, neue Begriffe, Sicht- und Lebensweisen anderer Leute. Ich versuche auch immer, die Führung um 15 Uhr mitzumachen - vieles erschliesst sich eben nicht durch die Klappentexte oder Bildunterschriften.

Der Führer erzählt diesmal auch sehr viel über seinen gemeinsamen Rundgang mit Graham bei Ausstellungseröffnung - das gibt viele, teils den Texten widersprechende Eindrücke und Hintergründe zu den gezeigten Bildern. Z.B. werden die "Television Portraits" gern auf Massenmedien und Konsum bezogen ("Although they meditate on the power of mass media and the ubiquity of television, ironically the television is not visible in any of the photographs."), er selbst hat den Fernseher aber als gute Methode entdeckt, Porträts zu machen, wenn die Menschen von seiner großen Kamera abgelenkt und selbstvergessen sind und somit viel authentischer sind als sonst.

Zu den neuen Begriffen gehört "American night", diese künstliche Nacht in alten Westernfilmen, wo alles wie durch eine kohleschwarze Scheibe gezeigt wird und die Darstellen lange Schatten werfen. Ich lerne auch McMansion: schnell hochgezogene Bausteinvillen, viele gleich und kitschig.

(Walker Evans)
Der Führer erwähnt auch die "concerned photography" die zur Seiten der Großen Depression 1930 in den USA, in deren Tradition Paul Graham steht. Zu seinen Innovation gehören dabei die Benutzung von Farbfilm für sozialkritischen Fotojournalismus (wie albern manche Ansichten im Rückblick werden...) und fehlende Angst vor stürzenden Linien bzw. unkonventionellen Blickwinkeln in "Beyond Caring", Ansichten aus britischen Arbeits- und Sozialämtern in der Thatcher-Ära.

 

Erstellt von tixus um 1:27 PM Kategorien: Foto
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